Nach Ansicht der Prognos AG, die unter anderem für die Bundesregierung die Entwicklung des Strombedarfs bis 2030 analysiert, könnte die enorm gestiegene Nachfrage nach Heizlüftern das bundesdeutsche Stromnetz in den Wintermonaten an seine Belastungsgrenze bringen. Demnach sei eine Gefährdung der deutschen Stromnetze bereits dann zu befürchten, wenn nur zehn Prozent der derzeit mit Gas beheizten Haushalte mit derartigen Heizlüftern beheizt würden. Insbesondere in Spitzenzeiten drohen Überlastungen und Stromausfälle.
Hierzu erklärt Andreas Lichert, energiepolitischer Sprecher der AfD-Landtagsfraktion:
„Die Prognos-Warnung zeigt einen großen blinden Fleck in der energiepolitischen Debatte auf, allerdings unbewusst. Denn wenn schon tausende Heizlüfter mit wenigen Kilowattstunden Leistung zum Problem für die Netze werden können, wie viel mehr gilt das für die viel leistungshungrigeren Wärmepumpen und E-Autos? Von echten ‚Smart Grids‘, also fernsteuerbaren und trotzdem noch ‚fair versorgten‘ Verbrauchern, die auch im Zusammenspiel mit den volatilen Erneuerbaren funktionieren, sind die Verteilnetze in der Regel noch weit entfernt. Das mag in Zukunft anders sein, aber wir brauchen jetzt Lösungen.
Auch die Erzeugungsseite setzt die Stromnetze unter Stress, denn eine Verdoppelung der Windgeschwindigkeit bedeutet eine Verachtfachung der Einspeiseleistung. Der Aufwand, diesen ‚Flatterstrom‘ zu beherrschen, ist schon heute gewaltig und hat Deutschland auch schon lange vor dem Ukraine-Krieg die höchsten Strompreise der Welt beschert. Wenn jetzt noch tausende Windräder mehr errichtet werden sollen, wird der ganze ‚kostenlose Strom‘ die Preise für Verbraucher noch weiter erhöhen – ganz ohne Putin.
Der Run auf Heizlüfter ist ein Misstrauensvotum der Bürger. Sie glauben nicht an die Durchhalteparolen aus Wiesbaden, Berlin oder Brüssel. Stattdessen glauben sie, dass Strom noch fließen wird, auch wenn kein Gas mehr fließt. Das dürfte sich als gefährliche Illusion erweisen. Die hohen Strompreise zeigen, dass Gaskraftwerke notwendig sind und bleiben werden, um den Bedarf vollständig zu decken. Durch die hohen Gaspreise sind die Stromerzeugungskosten der Gaskraftwerke ebenso gestiegen – und nur zu diesen hohen Strompreisen hat die Stromerzeugung aus Gas noch Sinn. Diese Grenzkosten des ‚letzten benötigten Kraftwerks‘ bestimmen den Börsenpreis. Das beschert den Betreibern von Kohle- und Kernkraftwerken, aber auch Solar- und Windparkbetreibern enorme Zusatzgewinne, da sich ihre Kosten nur vergleichsweise wenig verändert haben.
Die Antwort auf die Krise kann nur in einer Erhöhung der steuerbaren und nicht gasbasierten Kraftwerkskapazitäten sein. Das bedeutet die Reaktivierung und den Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken. Das Klima stört das nicht, denn der Kohleausstieg ist auch ‚klimapolitisch‘ sinnlos, da er global überhaupt keine CO2-Emissionen einspart – vom volkswirtschaftlichen Schaden ganz abgesehen.
Auch die verbliebenen Kernkraftwerke müssen unbedingt am Netz bleiben und nach Möglichkeit auch die drei erst zum Ende vergangenen Jahres stillgelegten Kernkraftwerke reaktiviert werden. Das muss schnellstmöglich entschieden werden, denn sonst schließt sich das Zeitfenster. Der zurzeit diskutierte ‚Streckbetrieb‘ ist eine reine Schwundstufe. Es braucht neue Brennstäbe, die laut Industrie durchaus bis Jahresende zur Verfügung gestellt werden können – es fehlt nur am politischen Willen. Einzig und allein ein sofortiges klares Bekenntnis zu moderner und sicherer Kernkraft – und das auch weit über 2023 hinaus – kann eine bevorstehende Energiekatastrophe sicher abwenden. Der Nutzen bliebe lange über ein Ende der Gaskrise hinaus.
Diesen politischen Willen aufgrund ideologischer Scheuklappen nicht zu haben, ist ein schweres Versäumnis und zeugt von der Verantwortungslosigkeit der Regierungen in Berlin und Wiesbaden. Die Bürger ahnen, dass ihnen ein fürchterlicher Winter bevorstehen könnte, in dem sie von den öko-ideologisierten Politikern in ihrem Klimawandelwahn alleingelassen werden.
Die Energiepreiskrise, die sich im Winter zu einer Energieversorgungskrise entwickeln könnte, legt das Scheitern der Energiewende offen. Wer auf dieses Scheitern nur mit dem Mantra ‚mehr Erneuerbare‘ antwortet, opfert die lebensnotwendigen Bedürfnisse der Bürger auf dem Altar des politisch-korrekten Energiewende- und Klimakultes.“
V. i. S. d. P.: Andreas Lichert, energiepolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Hessischen Landtag